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HousePool® September/Oktober 1995 - Ausgabe 03

Macht der Medien (1)


Macht der Medien - Teil I : Großbritannien Betrachtet man britische Musikzeitschriften merkt man, daß sich bei den britischen Medien ein erschreckender Trend abzeichnet, der aber nicht neu ist. Egal in welcher der sogenannten Technound Housemags der Nicht-Insulaner blättert, stellt er erschreckt fest, daß sein so heiß geliebter Mid-Tempo-Techno à la Steve Mason, Carl Cox, Westbam oder wer auch immer in dieser "Gewichtsklasse" gilt bei den Insulanern als "Hardcore". Steve Mason (wohl eher Hardtrance), Carl Cox & Co und Hardcore ? Hierzulande würde sich jeder darüber kapuuttlachen. Sind die Briten auf ihrer einsamen Insel wirklich so weit weg vom Leben, daß sie nicht wissen was Hardcore ist. Vom Durchschnittsami ist man ja gewohnt, daß dieser nicht weiß, daß die Niederlande nicht zu Kanada gehören, obwohl er nächste Woche dort seinen Urlaub verbringen wird. Aber die Briten waren und wollten ja schon immer etwas Besonderes sein. Wenn alles von einem nicht-britischen Trend überschwemmt wird, ist es das Inselvölkchen, das ihn ignorieren, auch wenn die Welle schon längst über es hinweggeschwappt ist. Die brotischen Medien predigen ihren Lesern, daß alles, was schneller als ein Teutonen-Trabbi (d.h. 150 BPM) ist, als "Hardcore" zu gelten hat. Deutsche Volksmusik-Schlager würde nach solch einem Kriterium als "House" durchgehen. Nichts gegen House, aber man muß erstmal wissen was Briten-Mags unter "House" verstehen. Nicht das Brit-House schlecht wäre, doch sucht man in den Club-Line-Ups beinahe vergeblich nach außländischer House-Größen. Sogar nur wenige Amerikaner (!) genießen die "Ehre" geladen zu werden zu den samstäglichen House-Nights.... Oben genannte DJ´s sind demnach in ihrer Heimat gänzlich unbekannt, solange sie nicht mit den maßgeblichen DJ-Größen, wie z.B. Danny Rampling (mit eigener Radioshow), "anbandeln". Carl Cox schafft im Augenblick wie durch ein Wunder in seiner Heimat beachtet zu werden. Jeder pubertierender Zwölfjähriger in Europa kennt Carl Cox. Da es der ehemaligen Trendsetter-Großmacht an kreativen Köpfen und Ideen mangelt werden künstlich Trends geschaffen, die bisher aber meist zu halbherzigen Totgeburten mutierten, was wohl auch daran liegt, daß sie bereits vor der "Entdeckung" durch die ehemalige Kolonialmacht bekannt waren. "Jungle" oder die neuen "Trends" "Nu Energy" (Happy-Rave-Sound) und "Psychedelic Techno" (i.e. Hardtrance oder auch Goa) beweisen dies. Auch auf der musikalischen Ebene scheinen die Insulaner Europa-unkompatibel zu sein. Kein Wunder das man immer zu spät kommt, wenn man beharrlich auf der "falschen" Straßenseite fährt. Habt Ihr Briten schon ´mal Autofahr´n geseh- en ? Dann wißt Ihr, was ich meine.... (cawi)